Was ist eigentlich ein Micro-SaaS?
Bevor ich in die Details meiner Reise eintauche, kurz erklärt: Ein Micro-SaaS ist eine Software-as-a-Service-Lösung, die sich auf ein sehr spezifisches Problem konzentriert, von einer kleinen Anzahl von Personen (oft sogar nur einer) entwickelt wird und auf monatlichen wiederkehrenden Einnahmen basiert. Im Gegensatz zu herkömmlichen SaaS-Unternehmen verfolgen Micro-SaaS-Projekte nicht das Ziel, Millionen von Nutzern zu erreichen oder externe Investitionen anzuziehen.
Warum ich mich für Micro-SaaS entschieden habe
Nach mehreren Jahren als Entwickler in größeren Teams wollte ich etwas Eigenes aufbauen – etwas, das nicht von Investor-Erwartungen oder komplexen Entscheidungsprozessen im Team abhängig ist. Ich wollte ein Produkt entwickeln, das:
- Ein echtes Problem löst, das ich selbst erlebt habe
- Ohne externe Finanzierung auskommt
- Innerhalb von Wochen, nicht Monaten, auf den Markt gebracht werden kann
- Mit minimalen Ressourcen profitabel sein kann
Die Micro-SaaS-Strategie passte perfekt zu diesen Zielen. Und so begann mein 30-Tage-Sprint, um meine Idee in ein funktionierendes Produkt zu verwandeln.
Tag 1-5: Problemvalidierung und Marktanalyse
Alles beginnt mit dem Problem. Ich hatte als Freelancer immer wieder festgestellt, dass ich zu viel Zeit mit dem Erstellen von individuellen Angeboten verbrachte. Die Recherche zeigte mir, dass viele andere Freelancer und kleine Agenturen dasselbe Problem hatten. Existierende Lösungen waren entweder zu komplex, zu teuer oder zu unflexibel für die Bedürfnisse von Einzelpersonen und kleinen Teams.
Ich führte Interviews mit 12 potenziellen Nutzern durch und identifizierte die Kernprobleme, die sie mit der Angebotserstellung hatten. Das Feedback war eindeutig: Was fehlt, ist eine schlanke Lösung, die es ermöglicht, professionell aussehende Angebote in Minuten statt Stunden zu erstellen – mit flexiblen Vorlagen, dynamischer Preisberechnung und einfachem Tracking.
Tag 6-15: MVP-Entwicklung (Minimum Viable Product)
Basierend auf den gesammelten Erkenntnissen definierte ich den Funktionsumfang für mein MVP. Die Kernfunktionen umfassten:
- Drei anpassbare Angebotsvorlagen
- Dynamischer Preis- und Rabattrechner
- Einfaches Tracking (geöffnet, angenommen, abgelehnt)
- Integration mit gängigen Zahlungsanbietern
Ich entschied mich für eine moderne Tech-Stack mit React für das Frontend, Node.js für das Backend und MongoDB als Datenbank. Diese Technologien ermöglichten es mir, schnell zu entwickeln und iterativ vorzugehen.
Mein Ziel war nicht Perfektion, sondern ein funktionsfähiges Produkt, das den Kernbedarf abdeckt und auf dem ich aufbauen kann. Nach neun intensiven Tagen der Entwicklung hatte ich ein lauffähiges MVP.
Tag 16-20: Erster Nutzertest und Anpassungen
Ich lud die 12 Personen, mit denen ich die Interviews geführt hatte, dazu ein, die Beta-Version zu testen. Das Feedback war größtenteils positiv, aber es wurden auch einige Schmerzpunkte identifiziert, die ich nicht vorhergesehen hatte. Die wichtigsten Erkenntnisse:
- Die Integration mit Zahlungsanbietern war komplexer als gedacht und für das MVP nicht essentiell
- Nutzer wünschten sich die Möglichkeit, ihr eigenes Branding einzufügen
- Die Vorlagen waren zu generisch und mussten anpassbarer sein
Ich entschied mich, die Zahlungsintegration für den Moment zu streichen und stattdessen auf die Verbesserung der Vorlagen und die Implementierung von Branding-Optionen zu konzentrieren. Diese Anpassungen nahmen weitere fünf Tage in Anspruch.
Tag 21-25: Preismodell und Launch-Vorbereitung
Mit einem funktionierenden Produkt war es an der Zeit, über Monetarisierung nachzudenken. Nach Recherche zu bestehenden Lösungen und unter Berücksichtigung des Feedbacks der Test-Nutzer entschied ich mich für ein einfaches, dreistufiges Preismodell:
- Free: Grundfunktionen, max. 3 Angebote pro Monat, keine Branding-Optionen
- Starter (19€/Monat): Unbegrenzte Angebote, grundlegende Branding-Optionen
- Professional (39€/Monat): Alle Funktionen, erweiterte Tracking-Optionen, API-Zugang
Parallel dazu erstellte ich eine einfache Landing Page, die das Produkt vorstellte, und setzte grundlegende Analytics-Tools ein, um die Nutzung zu verfolgen. Ich bereitete auch eine einfache E-Mail-Onboarding-Sequenz vor, um neuen Nutzern den Einstieg zu erleichtern.
Tag 26-30: Soft Launch und erste zahlende Kunden
Am Tag 26 war es soweit – der Soft Launch. Ich informierte meine Test-Nutzer und postete in einigen Freelancer-Communities, in denen ich aktiv war. Mein Ziel war bescheiden: 10 zahlende Kunden im ersten Monat.
Die Resonanz übertraf meine Erwartungen. Innerhalb der ersten 24 Stunden meldeten sich 35 Nutzer an, von denen 8 direkt auf den Starter-Plan upgradeteten. Bis zum Ende der 30 Tage hatte ich 23 zahlende Kunden und damit einen monatlich wiederkehrenden Umsatz von 500€ – viel mehr als ich in dieser frühen Phase erwartet hatte.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus meinem 30-Tage-Sprint
1. Fokus ist entscheidend
Die Konzentration auf ein sehr spezifisches Problem und eine klar definierte Zielgruppe hat es mir ermöglicht, schnell ein wertvolles Produkt zu entwickeln.
2. Perfektion ist der Feind des Guten
Hätte ich versucht, alle Funktionen perfekt umzusetzen, wäre ich heute noch in der Entwicklungsphase. Der frühe Start mit einem MVP hat mir wertvolles Feedback gegeben.
3. Ehrliches Feedback ist Gold wert
Die direkte Kommunikation mit potenziellen Nutzern vor und während der Entwicklung war entscheidend für den Erfolg des Projekts.
4. Micro-SaaS bedeutet nicht Micro-Ambition
Auch wenn das Projekt bewusst klein gehalten wurde, sind die Wachstumsmöglichkeiten real. In den nächsten Monaten plane ich, das Produkt zu erweitern und zu verbessern.
Wie geht es weiter?
Nach diesen ersten 30 Tagen habe ich einen klaren Plan für die Zukunft:
- Verbesserung der bestehenden Funktionen basierend auf Nutzerfeedback
- Integration mit Buchhaltungssoftware und CRM-Systemen
- Entwicklung einer API für externe Entwickler
- Gezielte Marketingmaßnahmen, um die Nutzerbasis zu erweitern
Das Schöne an einem Micro-SaaS ist, dass es mir die Freiheit gibt, das Produkt in meinem eigenen Tempo zu entwickeln, ohne dem Druck externer Investoren ausgesetzt zu sein.
Fazit
Die Entwicklung eines Micro-SaaS in 30 Tagen war eine intensive, aber äußerst lohnende Erfahrung. Es hat mir gezeigt, dass es möglich ist, mit begrenzten Ressourcen etwas Wertvolles zu schaffen, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert.
Wenn du selbst mit dem Gedanken spielst, ein eigenes Software-Produkt zu entwickeln, kann ich den Micro-SaaS-Ansatz nur empfehlen. Es reduziert das Risiko, verkürzt die Zeit bis zum Marktstart und ermöglicht es dir, schnell wertvolles Feedback zu sammeln.
Bei BitSurge.tech biete ich Beratung und technische Unterstützung für angehende Micro-SaaS-Gründer an. Wenn du Fragen hast oder Unterstützung benötigst, zögere nicht, mich zu kontaktieren.